Ein Jahr ist bereits zu lang für unsere tägliche Motivation. Es ist ja noch soooooo viel Zeit, um meine Ziele zu erreichen. Zu Beginn sind unsere guten Vorsätze zwar noch nicht alt ... versacken dann häufig schnell im Alltag. Beispiel Fitnessstudios: Viele neue Gesichter zum Jahresbeginn, die spätestens im März wieder weg sind. Wenige bleiben bei ihren guten Vorsätzen hängen und kämpfen sich durch, bis erste Ergebnisse zu sehen oder zu spüren sind. Genau das ist das Problem: Unsere Vorhaben sind zu ambitioniert oder erste Erfolge dauern zu lange. Und die Motivation sinkt.
Langfristige Ziele und kurfristige Erfolge können wir in einem Zielhaus verbinden. Wie ein richtiges Haus besteht das Gebäude unserer Ziele aus verschiedenen Ebenen und Räumen. Viele werden gemeinsam mit anderen Menschen, manche weniger bewohnt, manche auch renoviert, je nach Bedarf. Das Bild des Zielhauses ist also durchaus so zu verstehen, wie auch ein Haus in Wirklichkeit bewohnt wird. Es ist immer Bewegung in unserer Bude.
Das Zielhaus bietet einige wesentliche Vorteile für die Gestaltung unseres Lebens. Die Möglichkeiten, attraktive Ziele zu setzen, werden gesteigert. Die verschiedenen Ziele in unseren verschiedenen Lebensbereichen werden miteinander abgestimmt. Dazu zählen die langfristigen Perspektiven für eine Lebensphase, also die nächsten Jahre, die vor uns liegen. Die Phasen befinden sich im Haus im Obergeschoss. Denn sie sind übergreifend wichtig für uns. Dann gibt es Abschnitte, die im Erdgeschoss sind. Das sind die Ziele für die nächsten Monate, was direkt vor uns liegt. Und schließlich die Eingangstür, dort wo wir jeden Tag vorbeikommen. Denn jeder Tag kann uns neue Perspektiven schaffen oder erhoffte verschließen.
Mit dem Zielhaus wird unsere Lebensplanung flexibel, wenn irgendetwas dazwischen kommt oder auch neue Optionen sich ergeben. Das geht ja heutzutage sehr schnell. Das Umjustieren wird leichter, wenn sich ein Vorhaben plötzlich als unerreichbar erweist oder wir ein neues Projekt in unser Haus einbauen möchten. Und das Zielhaus schafft ein Zuhause, wenn es stürmt im Leben. Es wird sich immer ein Platz finden, um unsere Energie aufzuladen und wieder in Schwung zu kommen. Das Zielhaus sorgt für eine stabile Konstruktion für das vielfältige Zusammenwirken aller Energien, auch derjenigen die von Außen auf uns wirken.
Mit unserem Zielhaus machen wir die vielfältigen Ereignisse und Erlebnisse auf dem Lebens- und Berufsweg nutzbar, sei es das unverhoffte Jobangebot oder der ebenso überraschende Jobverlust. Denn es wäre sogar schade, wenn wir unser Zielhaus nur am Reißbrett gestalten, bauen und bewohnen müssten.
Das Zielhaus bewohnen
In unseren Lebensphasen verfolgen wir über mehrere Jahre ein Ziel. Im Studium ein Abschluss schaffen, im Job eine Entsendung ins Ausland. Das sind typische Beispiele. Innerhalb der Phasen gibt es Abschnitte. Im Studium sind dies Semester oder im Job ein Quartal, jeweils mit konkreten Zielen, was wir wie erreichen möchten, zum Beispiel in Seminaren oder Projekten. Schließlich der einzelne Tag. Der ist quasi die Eingangstür in unser Zielhaus, die wir ständig betreten. Wir stehen vor einer Präsentation oder Prüfung und haben dazu ein konkretes Ziel. Die meisten Türen öffnen sich jedoch ungeplant. Das ist der große Vorteil im digitalen Zeitalter. Eine Mail, ein Posting oder eine Meldung auf einer Plattform – alle können uns einen Impuls geben, für uns ein neues Ziel zu entdecken und anzustreben.
In diesen digitalen Zeiten, wo viele Menschen Angst haben, etwas zu verpassen oder abgehängt zu werden, haben viele von uns zugleich im Alltag den Sinn verloren für die Dinge, die im „Hier und Jetzt“ erreicht werden. Wir bekommen häufig erst wieder ein Gespür für die täglichen Fortschritte, wenn wichtige Räume im Zielhaus für uns gegenwärtig verschlossen oder gar vollständig zusammengebrochen sind, zum Beispiel durch einen Unfall oder eine Krankheit.
Kein Mensch kann absehen, welche Folgen ein einzelner Tag für das eigene Leben haben wird. Wir gestalten den weiteren Weg und reagieren dabei auf viele Einflüsse, besonders von Menschen, mit denen wir lieben, leben und arbeiten.
Das Zielhaus ist einerseits ein Bild, um unseren Wünschen im Kopf eine Struktur zu geben. Das könnte ihnen ausreichen, wenn sie gedanklich alles so gut im Griff haben, nicht so viel planen und sich nicht dadurch zu sehr einengen möchten. Das ist absolut okay. Anderseits können sie gerne auch konkret ein Zielhaus bauen und aufzeichnen, mit verschiedenen Ebenen und auf diesen Ebenen verschiedenen Zielräumen. Das geht recht einfach.
1000 – 100 – 10 – 1
Diese Zahlenreihe steht für Tage. Sie sammeln ihre eigenen Vorhaben und zeigen Verbindungen auf.
Bauen Sie optisch ein Haus mit vier Stockwerken, zum Beispiel auf einem DIN A 3 Blatt, mit den 1.000 als Zahl der oberen Ebene. In diese Ebene schreiben sie ihre Vorhaben für die aktuelle oder kommende Lebensphase. Das können durchaus verschiedene Lebensbereiche sein. Die Formulierungen sollten konkret und greifbar sein. Also nicht nur zum Beispiel Familie gründen oder Studium erfolgreich abschließen. Auch den Maßstab für das Ergebnis und was sie dabei erleben möchten. Oberhalb dieser Ebene können sie, als Dach, gerne auch einen Bereich für die Vision freihalten, z.B. welchen Traum sie noch verwirklichen möchten.
1.000 bedeutet: Das sind meine Vorhaben für die nächsten Jahre, also mehr oder weniger 1.000 Tage. 100 steht für die aktuellen Abschnitte, eher etwas mehr als diese Zahl an Tagen. 10 ist als Symbol für die nächsten Wochen innerhalb des Abschnitts. Und die 1 steht für den einzelnen Tag.
100 steht in der nächsten Ebene für die Lebensabschnitte, also maximal ein halbes Jahr. Teilen sie die Ebene in mehrere Spalten (wie einzelne Räume), damit sie fortlaufend weitere Abschnitte ergänzen können. Hier stehen konkrete Perspektiven für das Semester, die Weiterbildung, das nächste Projekt oder auch für die eigene Gesundheit, Partnerschaft, Hobbies, ... . Erneut plastisch formulierte Vorhaben und deren Wirkung, also was zum Beispiel die Wirkung einer Weiterbildung sein soll für sie. Die Spalten wachsen an. Und idealerweise entstehen einige Verbindungen besonders zur oberen Ebene der Phasen.
Die 10 steht für die nächsten Wochen. Diese Zwischenebene setzen sie ein für Teilabschnitte, die ihnen akut sehr bedeutsam sind. Das kann sogar ein Urlaub sein, was der für sie bedeutet, was ihnen sehr gut würde, zum Beispiel keine Mails bearbeiten oder x Stunden mit yz verbringen, dem Partner, für Sport oder Besichtigungen, zum Lesen.
Die 1 steht für den einzelnen Tag. Picken sie sich Ereignisse heraus mit Bezug zu den oberen Ebenen und Zielräumen zuvor, die für sie emotional bedeutsam sind, auf die sie hinfiebern. Das können vorgegebene Termine sein, wie bei Prüfungen, genauso wie frei gewählte Höhepunkte, der Konzertbesuch in vielen Monaten. Diese Ebene wird laufend ergänzt, wenn sich neue Höhepunkte ergeben.
Zögern Sie nicht, die Vorhaben in einzelnen Räumen zu verändern. Schreiben Sie dann dazu, warum sie dies gemacht haben. Insgesamt macht 1000 – 100 – 10 – 1 ihr Zielhaus sichtbar und lebendig. Es wächst und verändert sich.
Beim Aufbau und Ausbau des eigenen Zielhauses kann ein Coaching sinnvoll sein.