Unter Tränen hat die Ministerpräsidentin von Neuseeland Jacinda Ardern (42) ihren Rücktritt angekündigt. "Ich weiß, was man für diesen Job braucht. Und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe. So einfach ist das", begründete sie den Schritt im Fernsehen. Mehrmals brach ihr die Stimme weg. "Wir alle geben, solange wir geben können, und dann ist es vorbei. Und für mich ist es nun an der Zeit."
Sie zeigt Ehrlichkeit, die entwaffnet: Niemand kritisiert Ihre Entscheidung. Viele Menschen zollen Respekt, auch für Ihre Konsequenz der eigenen Lebensplanung. Einige Landsleute sind überrascht und … enttäuscht. Denn seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2017 hat sich, angesichts ihres authentischen und emphatischen Führungsstils, eine „Jacindamania“ entwickelt. Das soll nun zu Ende sein? Ja, zumindest in der Politik! Und zwar mit einem Höhepunkt. Sie zeigt, wie Selbstführung geht.
Wir können einiges für uns mitnehmen. Drei Punkte möchte ich zur Inspiration für Ihre Selbstführung auswählen:
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende
Wie häufig schieben wir Entscheidungen vor uns her, besonders wenn diese unser Leben verändern können. Dabei ist die schlechteste Entscheidung, keine Entscheidung. Denn wir warten ab, warten auf … ja, was? Wir haben Angst, auch anderen Menschen weh zu tun. Jedes Zögern tut letztlich am meisten weh. Allen! Und wir behindern uns: Erst wenn wir eine Tür schließen, können wir andere öffnen und durchgehen.
Eigene Stärken können zur Schwäche werden
Politik ist ein brutales Geschäft, das an allen Kräften zehrt. Fehler von anderen werden gnadenlos ausgenutzt. So ist das Geschäft, schon immer. Ungewohnte Offenheit und Einfühlsamkeit zeichnet Jacinda Ardern aus: Sie handelt als Mensch, nicht als Machthaberin. Diese Stärke ist anstrengend, wenn das System anders geprägt ist. Dadurch fühlen wir uns schwach, zehren unsere Kräfte aus. Dann gilt es: Das System, also bei uns ein Team oder Unternehmen oder … , verlassen, wenn unsere Stärken auf Dauer zur Schwäche werden.
Unser Leben gestalten - konsequent
Das liest sich simpel. Das ist leichter geschrieben als getan. Wie uns Jacinda Adern zeigt. So schwer kann es sein, das eigene Leben zu gestalten. Weil wir alle in verschiedene Rollen gezwängt werden, privat und im Beruf, egal wie alt wir sind. Manches ist unvermeidbar, gewollt oder angeboren, wie die Rollen als Eltern und Kinder.
Umso wichtiger ist, dass wir die Freiräume, die wir haben, aktiv gestalten, für uns und andere, die uns lieb sind. Damit ist bereits viel gewonnen. Das gilt auch, wenn sich eine Entscheidung, die richtig erschien, sich letztlich irgendwann als falsch erweist. Jacinda Ardern hat davor keine Angst, viel mehr davor, diese Entscheidung nicht getroffen zu haben.
Viel Glück bei den wundervollen Aufgaben in ihrer Zukunft!